Montag, 16. Dezember 2013

Die Thermiklose Zeit

Mancheiner wurde bei den genialen Flugbedingungen des vorletzten Wochenendes sogar philosophisch und fragte, ob das die späte Entschädigung für das verregnete Frühjahr sei. Eines steht zumindest fest, es waren ungewöhnliche Bedingungen, da in unseren Breiten in dieser Jahreszeit nicht zwingend mit nutzbarer Thermik gerechnet werden kann. Da muss schon einiges zusammenkommen, damit das Anfang Dezember mal funktioniert. Die sonst übliche stark nebelträchtige Inversion war vom Orkan Xaver gut weggeblasen. Bei Hochnebel ist über der Inversion zwar gut starten, aber durch die Nebelwand den Landeplatz zu finden ist keine Option. Der Wind war im Südwesten nicht mehr so stark, als dass er unfliegbar geworden wäre.  Zusätzlich hatte Xaver noch ordentlich kalte Höhenluft aus der Arktis im Gepäck und bescherte uns einen ordentlichen Gradienten, d.h. unten warm mit +8°C am Samstag in Freiburg und oben am Kandel schön kalt mit -1°C. Da hat es das bisschen warme Luft einfach aufzusteigen, selbst wenn die Sonne den Boden oder die Bäume nur mäßig erwärmen kann. Ach ja Sonne, die braucht es ja auch noch. Dafür sorgte ein Hoch über Frankreich bzw. am Sonntag schon über der Schweiz und Südwestdeutschland, dessen Rand ausreichte um Xavers Wolkendecke in Freiburg gerade so aufzulösen.
Glücklicherweise lag erst weiter oben Schnee, so dass die unbeschneiten Bäume sich überhaupt aufheizen konnten. Alles schön und gut mit den warmen Bäumen und so, doch ein weiterer Effekt kommt mit dem beschneiten Bereich noch hinzu. Über diesem bildet sich eine Kaltluftschicht, die natürlich, weil schwerer, vom Berg abfließt und dann genau auf den Bereich trifft, wo sich die Warmluft befindet und eine schöne Abrisskante für die Thermik bildet. Genau im Übergangsbereich zwischen beschneiten und unbeschneiten Bäumen gings auch am letzten Samstag und Sonntag am besten nach oben.
Als ob das noch nicht genug der meteriologischen Zufälle wäre legte der Wind kurz vor Sonnenuntergang noch mal ein wenig zu und ermöglichte sowohl am Samstag als auch am Sonntag in den letzten Sonnenstrahlen ein Obenbleiben ganz ohne Thermikunterstützung, also klassisches Soaring. Ein paar fantastische Bilder hiervon sind auf der Homepage des DGFCs zu finden.
Der einzige Wermutstropfen ist die kalte Temperatur. Dick einpacken oder eine Beinverkleidung am Gurtzeug hilft da sehr. Meine Finger waren trotzdem immer nach einer viertel Stunde gut kalt. Da ist es ganz nett wenn man dem Passagier auch mal für kurze Zeit die Steuerung übergeben kann und in dessen Windschatten die Finger auftauen lässt. Nach dem unerwartet langen Soloflug am Samstag hatte ich noch ein wenig Bedenken, ob meine Passagiere einen 10 Minuten Abgleiter wie üblich in dieser Jahreszeit und auch noch in dieser Kälte genießen könnten. Die Sorgen waren unbegründet, sie waren überaus Begeistert! Auch der Hase hatte an beiden Tagen ein Dauergrinsen im Gesicht mit tollen Flügen und zusammengenommen über einer Stunde Flugzeit in der zahmen Dezemberthermik. So könnt's Jahr gerne immer aus gehn.