Sonntag, 20. Mai 2012

Vom Winde verweht

Ein recht turbulentes (mittlerweile) vorletztes Wochenende liegt hinter mir, das eigentlich schon am Donnerstag Abend zuvor begann. Ich machte mich auf den Weg auf den Kandel. Oben angekommen, gähnende Leere, ein Pärchen gibt mir auf seinem Heimweg noch den Tipp: "das hat keinen Sinn, auch am Südstartplatz rauschen für uns die Böen zu heftig durch". Klar, für den Weststartplatz hat das keinen Sinn, aber evtl. könnte man noch ein wenig Groundhandling am Süd betreiben. Ein weiterer Mitstreiter hat die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben und läuft mit mir runter. Es hat zwar ordentliche Böen, aber auf der doch recht weitläufigen Wiese ist das kein Problem.
Kandel Südstartplatz
Nach 10 Minuten aufziehen, rumturnen, ablegen und herumstehen starte ich doch. Der Wind steht mehr auf SSW, daher rechne ich mir auf der linken Seite mehr Chancen aus, den übelsten Leeturbulenzen zu entkommen. So nah wie nötig geht es in Wellen aus auf und ab am Wäldchen vorbei, wobei mich die letzte Welle beruhigender Weise über die Baumwipfel hebt. Das bisschen Höhe braucht es nun auch um sicher im Halbgas über die letzte Kante zu kommen. Der Zeitpunkt, an dem man "draußen" ist, kündigt sich unvermittelt mit dem Einstieg in den Fahrstuhl an: Scotty, beam me up!
Bisher hatte ich immer an dieser Stelle ein wenig zu kämpfen mit den engen und ruppigen Aufwindbereichen. So auch diesmal, wobei die Bereiche größer und verlässlicher waren, sodass ich mich nicht nur halten, sondern sogar überhöhen kann. Trotzdem ist mir die Sache nicht ganz geheuer, bin ich dort bisher noch immer abgesoffen. Dass es ruhigere Flugbedingungen gibt ist klar, hauptsächlich aber habe ich keine Lust im Glottertal stundenlang auf eine Mfg zu warten. Nach ca. 20 Minuten kann ich einen 3 m Bart lange genug ausdrehen um sicher auf der Startwiese einzuachtern. Natürlich blieb mein kleiner Ausflug auf dem Weststartplatz nicht unbemerkt, da bald Besuch mit großen Säcken eintrudelte, der sich alsbald ebenso startbereit macht und mir noch ein paar Tipps fürs Soaring am Kandel Süd gibt. Die Faustregel für "gute" Bedingungen besagt, es bräuchte am Feldberg einen Wind zwischen 50 und 70 km/h. Dann wäre es genau richtig zum soaren hier. Ich staune ungläubig und lasse mir noch eine Geschichte übers Nebelfliegen mit föhnwellenartigem Flug erzählen. Nun starten wir zu dritt und genießen einen der schönsten Flüge am Kandel den ich je hatte. Soaring vom Feinsten mit genügend Muse um den herrlichen Ausblick auf den Schwarzwald, das Rheintal, die Vogesen und auch auf die Alpen genießen zu können.

Zwei Tage später: Samstag, die Front ist gerade so durch und es regnet nicht mehr. Heute wage ich mal was Neues. Da der Wind auf NO steht wäre der Hochblauen einen Versuch Wert.
Um 17 Uhr stehe ich oben und schaue mir den relativ kleinen und nicht ganz so gepflegten Nordstartplatz (im Vergleich zum Kandel, man bin ich verwöhnt) an. Tja, wo war jetzt noch mal der Landeplatz? Ok, irgendwo links hinter dem Kamm. Da müsste ich dann irgendwann drüber um noch zum Landeplatz zu kommen. Nach dem Start sieht es erst mal nach brauchbaren Soaring-Bedingungen aus, doch nach ein paar mal hin und her sinke ich immer tiefer. Also Flucht nach Vorne und Richtung Landeplatz, den man nun immerhin aus der Luft schon sieht. Nach 20 Minuten stehe ich auf der Landewiese, die zwar groß genug ist, aber durch ihre Kuppenform dahinter ein ordentliches Lee erzeugt. Der Bereich vor der Wiese ist ebenfalls nicht zum Landen geeignet, da dieser im Lee eines Waldes steht. Diese Gefahrenbereiche sind aber schon am Startplatz gut erklärt und lassen sich im Normalfall auch meiden. Nachdem mein Kram gepackt ist mache ich mich diesmal mit dem Sack auf den Weg nach oben, zurück zum Auto. Ein netter Herr nimmt mich bis zur Abzweigung mit, den Rest (3 km) muss ich zu Fuß weiter.
Sonntag morgen, herrliches Wetter, Wind immer noch aus NO, allerdings etwas stramm, wo gehts hin? Klar am Weiherkopf war ich noch nicht. Der ist recht schnell zu erreichen. Oben angekommen das gleich Spielchen wie am Tag zuvor, keine Sicht auf den Landeplatz. Egal, der muss irgendwo da unten sein. In der Luft wird es dann wackelig mit mehr Wind aus Ost als vorhergesagt. 20 min später habe ich die Faxen dicke und lande am Parklatz in Spuckweite zum Auto ein. Das nenne ich mal bequem. Nach einem kleinen Umweg finde ich mich rein zufälligerweise wieder am Hochblauen ein. Die Böen, die dort um 15 Uhr durchrauschen sind mir dann doch etwas zu heftig. Eine Stunde später habe ich aber den Eindruck, man könnte es wagen.
Blick vom Hochblauen nach Nord
 Nach dem Start wird allerdings recht schnell klar, dass dieser Eindruck täuschte. Ich bin gut damit beschäftigt die Kappe sauber über mir zu halten. Mit Minimalfahrt und oft halb beschleunigt, soweit ich mich das traue, lasse ich mich seitwärts Richtung Landeplatz versetzen. Ab dem Punkt an dem der Landeplatz gut einsehbar ist kommt dann noch großflächiges Steigen dazu. Ok, das ist wohl der Bereich in dem die Segelflieger, die ich zuvor hab aufsoaren sehen, sich wohl gefühlt haben. Mein Wohlfühlbereich ist es jetzt nicht so ganz, auch deshalb nicht, weil ab 1600 m schon der kontrollierte Luftraum für den Basler Flughafen anfängt. Ab 1430 m hole ich mal die Ohren rein und gehe ins permanente Halbgas. Das wirkt zunächst nur wenig aufstiegsbremsend. Eine Minute später dann bin ich aus dem Aufwindband raus und es geht schneller dem Boden entgegen. Jetzt geht's auch ohne Ohren langsam runter. Den Rest des Fluges achte ich nur noch nicht über den Landeplatz verblasen zu werden und arbeite mich im Gegenwind stehend oder rückachternd auf diesen zu. Kurz vor der Landung will mir die Wiese noch zeigen, was sie an netten Turbulenzen so zu bieten hat und hebt mich noch mal schön an. Fast unbemerkt von mir kommt nun auch auf dem Boden Bewegung ins Spiel. Zwei Lenkmattenbesitzer nähern sich meinem möglichen touch down Punkt um mir beim Einholen des Schirmes am Boden zu helfen. Da der Wind aber am Boden nicht so unangenehm ist "handle" ich noch aus der Wiese raus bis zum Weg. Die beiden sind so nett und nehmen mich wieder mit nach oben. Danke Jungs :-). Eventuell startet oben ja noch einer. Den anwesenden beiden Franzosen mit den kleinen Tüten wäre es zuzutrauen.
Bevor diese aber starten bin ich schon auf dem Weg nach Hause. Für dieses Wochenende reicht's dann auch mit dem Wind. Vom "Himmelfahrtskommando" des gerade vergangenen Wochenendes gibts im nächsten Eintrag mehr.

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