Montag, 24. März 2014

Ski or fly

Was war das für ein geniales Wochenende! Mit ca. 20 Leuten fuhren wir auf eine Hütte in der Wildschönau um entweder skifahren oder fliegen zu gehen. Vielen Dank an die Organisatoren, das war perfekt!

Ebenso, aber nur vermeintlich perfekt kam das Wetter daher mit den Hochs Guido, Helmut und Ingo, die viel viel Sonne über Mitteleuropa brachten. So fragten dann auch die Skifahrer erwartungsvoll, ob das denn nicht auch ein super Flugwetter wäre. Die einfache Antwort:  erst ja, dann meist immer weniger. Und warum ist das so?
Beim Näherrücken eines Hochs beginnen Luftmassen großräumig abzusinken und erwärmen sich oben stärker als unten (es bildet sich eine Inversion). Diese Inversion ist erst mal dafür verantwortlich, dass sich die Wolken des letzten "Schlechtwettergebietes" von oben her langsam auflösen und immer weniger neue Wolken entstehen. Eigentlich eine schöne Sache, denn für's Thermik fliegen wäre ein wenig Sonne nicht schlecht. So ist der erste Tag einer Hochdrucklage auch meist fliegerisch gesehen ganz gut. Mit dem "älter werden" eines Hochs aber senkt sich diese Inversion immer weiter ab und wird auch ausgeprägter. Da Thermik nichts anderes ist als warme Luft, die vom Boden nach oben steigt, hat sie es schwer weiter aufzusteigen, wenn's weiter oben plötzlich wieder wärmer wird, anstatt kälter zu werden. Zusätzlich kann einem der Wind in den typischen Schönwetterlagen mit einem starken Hoch mitten über Mitteleuropa auch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Er bläst dann stark böig aus östlichen Richtungen und an den Alpen noch verstärkt durch den Leitplankeneffekt. Zum Glück war diesmal der Wind kein Problem.

Samstag, erster Tag:
Da heute der erste schöne Tag mit dem vorraussichtlich besten Streckenflugpotential dieser fünf Tage ist, geht es ausschließlich zum Fliegen. Allerdings kenne ich mich in der Wildschönau noch nicht sonderlich gut aus. Klar, ein paar Flüge habe ich mir auf dem DHV-XC-Server angesehen und mir so meine Gedanken über mögliche Flugrouten gemacht. Das Markbachjoch bietet genügend Platz für einfache Startplätze von NW-NO. Im Winter zu Fuss sind aber nur die beiden Startplätze direkt an der Seilbahn einfach zu erreichen. Da der Nordhang natürlich am Vormittag (ohne stärkeren Nordwind) ausschließlich Abgleiter zulässt versuche ich am rechts gegenüberliegenden Hang mal mein Glück und finde schön markiert von noch recht tief hängenenden Wolken die erste Thermik.
Mit ausreichend Höhe geht's auf die Südseite des Markbachjochs von wo ich nicht ganz sicher bin, ob ich im Kelchsauer Tal einen vernünftigen Anschluss finde. Schließlich sind schon erstaunlich viele Hänge aper, aber noch nicht alle bis ganz oben. So saufe ich fast hinter dem Markbachjoch ab, kann mich aber wieder ausgraben und setze lieber über nach Oberau. Von dort aus geht's Richtung Hohe Salve, an der ich aber noch keinen Anschluss finde und letztlich oberhalb Hopfgarten landen gehen muss. Nach kurzem Fußmarsch zurück zur Seilbahn klappt dies aber beim nächsten Versuch. Es geht richtig gut über die Hohe Salve und der Rückweg wird ein Kinderspiel.
Dumm nur, dass ich auf der Südseite in der Nachmittagszeit den einsetzenden Nordwind unterschätzte und dort richtig schön runtergewaschen werde. Einen Fußmarsch später gibt's noch einen gemeinsamen Abgleiter mit dem Vielflieger und dem Hasen und gut ises für diesen Tag. Ein paar Bewegtbilder gibt's zu beiden Flügen auch noch.


Sonntag, zweiter Tag: 
Heute wird's sicherlich nicht so gut gehen wie am Tag zuvor, jedoch rechne ich mir mit einem Start direkt an der Hohen Salve bessere Chancen aus. Tja, verrechnet. Die ersten beiden Abgleiter mache ich mit je einem Tandempassagier und versuche in der Nachmittagszeit mit dem Solo noch was zu reißen. Mehr als eine Stunde Kampf in der schwachen Blubberthermik sind nicht drin. Morgen geht's Ski fahren in Auffach.

Montag, dritter Tag:
Wie geplant geht's in Auffach auf die Piste, doch schon vor dem Mittagessen kribbelt es wieder und ich tausche nach dem Mahl die unbequemen Ski-Schuhe gegen mehr Gepäck. Der Schatzberg findet sich zwar nicht als offizieller Startplatz in der Dhv-Geländedatebank, doch bedeutet das nicht, dass man von dort aus nicht auch fliegen könnte. Der Weg bis Auffach ist zwar relativ lange, kann aber mit der guten Gleitleistung moderner Schirme leicht erreicht werden. Nur meine ausgesuchte Landewiese erfordert eine saubere Landeeinteilung. Thermisch ist natürlich heute auf dieser Seite nix zu holen, allerdings macht die letzte Landung direkt vor unserer Hütte das mehr als wett. Erster!

Dienstag, vierter Tag: 
Ein paar Tage vor dem Urlaub zirkelte ich während der Vorflugplanungen mal "leicht" größenwahnsinnig ein 100er FAI-Dreieck mit dem XC-Planer auf die Karte. Die drei Wendepunkte hätten sein sollen der Mittagskogel, der Gerlospass und Zell am See. Der Blick vor Ort auf die schneeverhangenen Höhenzüge trotz Rekord-Negativ-Winter holte mich schnell auf den Boden der Tatsachen. Fliegend komme ich also von der Wildschönau noch nicht ins Pinzgau. Also muss das Auto mich dort hin tragen. Vom Wildkogel möchte ich den Pinzgauer Spaziergang machen, ein Schenkel des zuvor geplanten gleichseitigen Dreiecks. Der Name "Pinzgauer Spaziergang" hat seinen Ursprung eigentlich von einem leichten Wanderweg auf den Höhenzügen des Pinzgaus von der Schmittenhöhe bis zum Schattberg. Im übertragenen Sinne gilt dies auch für die Fliegerei in diesem Tal mit seinen optimal nach Süden ausgerichteten Hängen, die einen relativ einfachen und weiten Streckenflug auch für Anfänger möglich machen.
Doch zunächst möchte ich die nähere Umgebung mit dem Tandem ein wenig abscannen. Es geht nicht viel und ist mit dem überregional merklichen NO-Wind auch ein wenig bockig. Mit dem Soloschirm gelingen mir anschließend zwei Stunden Flug, die aber mehr einem Humpeln als gemütlichem spazieren gehen gleichen. Auf dem Rückweg mache ich noch ein paar Schwünge mit den Langlaufski am Pass Thurn. Zwei Stunden in der Luft rumhocken sind nicht wirklich eine sportliche Betätigung.

Mittwoch, fünfter und letzter Tag:
Es trifft sich alles auf der Choralpe. Da der Vormittag hier auch nur Abgleiterpotential bietet, stell ich mich mal wieder auf die Bretter. Um die Mittagszeit aber hoffe ich nach der Talquerung zur Hohen Salve eine kleine Strecke fliegen zu können. An der Choralpe selbst geht noch nicht viel, gegenüber allerdings auch nicht. So lande ich nach einer Stunde Kampf in Brixen im Tale ein. Nach einem weiteren Abgleiter nach Westendorf dreht die Sonne nun besser auf die Westseite der vielfach aperen Choralpe und ermöglicht noch mal einen schönen Flug gemeinsam mit der Thermiktante und dem Hasen.


Alles in Allem eine paar wirklich schöne Tage. Ungewöhnlich warm mit sehr viel Sonne.







Dienstag, 18. März 2014

Der Winter ist vorbei - welcher Winter?

Die Sache mit dem fehlenden Winter fing so um den 4-6. Dezember an. Ein Sturmtief namens Xaver war wohl der Beginn dieser ungewöhnlichen Häufung von Wetterlagen, die uns in Europa Wärmerekorde beschert hat. Leider hat dies aber auch nicht zu besserem Flugwetter geführt (mal abgesehen von dem grandiosen Wochenende nach Xaver). Zu warm, zu feucht, zu windig. Weihnachtsfliegen ist deshalb ebenso ausgefallen.
Dafür war's um Silvester herum garnicht immer so schlecht. Ein ganzer Trupp hatte sich in einer einsamen Berghütte in den Vogesen (Corcieux) versammelt, um das letzte Jahr gebührend zu verabschieden und das jetzige zu begrüßen. Darunter auch drei Gleitschirmflieger. Der Vielflieger, der Hase und Erdaselbst. Zur ersten Wanderung musste natürlich wenigstens die Übungstüte mit dem Passagiergurtzeug mit genommen werden. Auf einer kleinen Anhöhe war der Wind gerade nicht zu stark, um  ein paar mal aufzuziehen.
 Einen Tag später suchten wir uns dann bei besserem Wetter einen richtigen Hang zum Fliegen aus. Es ging nach La Bresse zum Moyenmont, der zwei Startplätze nach SW und S bietet. Rings um diese kleine Stadt gibt es allerdings noch weitere Startplätze für fast alle Startrichtungen. Leider kam der Wind doch eher aus SSO und erschwerte daher das Startprozedere mit dem Tandem auf dem etwas unebenen Startplatz erheblich. Da wäre der Moutiers de Fees Startplatz wohl doch die bessere Wahl gewesen.
Mein geübter Passagier des letztjährigen Silvesterausfluges schnallte sich trotzdem wieder vor mich und machte geduldig je einen misslungenen Start bei jedem der zwei Flüge mit. Ein besonderer Dank gilt meinem Schweizer Namensvetter, der zwar nicht mit abheben wollte, dafür aber netterweise uns am Landeplatz zwei mal abholte.
 Zwei Tage später hatte sich der Wind wieder einigermaßen beruhigt, war aber dennnoch stark genug um einen kleinen Hang in der Nähe von Corcieux in ein perfektes Spielparadies für Groundhandlingsjunkies zu verwandeln. Perfekte Bedingungen für mich um mit der kleinen Tüte ein bisschen zu posen, doch leider zu viel Wind für den Vielflieger und den Hasen, die keine (noch) kleineren Tüten dabei hatten.
 Zurück in der Wahlheimat konnten wir zwei mal an Januar-Wochenenden ein wenig Startübungen auf dem Kandel betreiben. Erstaunlicher Weise verträgt der Südstartplatz abseits der üblichen Startrichtung auch ein paar kurze Flüge bei SO-Wind. Noch mehr Groundhandling war sogar Ende Januar möglich. Von Arbeit aus ging es für zweieinhalb Tage auf den Feldberg, um die Gruppendynamik ein wenig anzukurbeln. Mittwoch Vormittag war dann für diverse Freizeitaktivitäten eingeplant. So schnallte ich meine Langlauf-Ski an und lud mir noch die leichte Übungstüte hinten drauf. Ein mal vom Seebuck zur Todtnauer Hütte, hoch zum Gipfel und das kurze Stück vor zum Ausstieg des Liftes vom Seebuck. Da hinter dem Lift der Bereich für die Kites anfängt, dachte ich mir, dass dort sicherlich keiner was dagegen haben könnte, wenn ich mit dem Schirm auch ein wenig herumhüpfe. Der Wind stand ordentlich, aber nicht zu stramm wie häufig auf dem Feldberg von SO an und machte richtig Spaß. Eigentlich bietet der Feldberg für alle Windrichtungen genügend Platz und passend geneigte Hänge um es den Kites nachzumachen. Schirm rein in die Power-Zone, mit laufen, hochziehen, aushebeln lassen und sanft wieder einlanden.