Dienstag, 16. Februar 2016

Ein Downgrade

Meine Solo-Flugausrüstung der letzten Jahre wiegt so 18-20 kg, je nachdem was für Zusatzgeraffel ich dabei habe. Nach den beiden hike and fly Tagen an der Kampenwand und dem Hochgern mit geliehender Leichtausrüstung reifte über die Zeit dann doch der Plan ein wenig an der Gewichtsschraube zu drehen. Wie wär's mit 1kg Ausrüstungsgewicht fliegen zu können? Geht nicht? Geht fast!
Man nehme das Ozone F*lite (102,1 g) und den XXLite in Größe 16 mit 1,2 kg.
Dann fehlen nur noch 300g Reduktion und man landet bei 1 kg. Ok mit einem Speedglider mag das sogar gehen, wobei ich bisher auf die Schnelle keinen gefunden habe der so leicht wäre. Natürlich hat das nichts mit einer normalen alround-Standardausrüstung inclusive dem üblichen Sicherheitsequipment zu tun, aber es fliegt und man wird ja noch mal träumen dürfen: Ruhige Herbstlage, mit dem kleinen Rucksack (1,5 kg + 500 ml Wasser) den Berg hochjoggen und dann gemütlich abgleiten.

Ganz so leicht muss es nicht sein, denn hochwandern mit maximal 10 kg auf dem Buckel wäre auch schon eine super Sache. Wo kann ich also Gewicht einsparen, ohne zu sehr auf Sicherheit zu verzichten. Es gibt genügend Leichtschirme (4-5 kg), die alltagstauglich und sicher sind, doch sind die ca. 2-3 kg Gewichtsreduktion (mein Eps 6, 28 wiegt 6,7 kg)  schon relativ teuer erkauft und der ist noch in einem guten Zustand, wenn auch leistungsmäßig nicht mehr up to date. Mein Gurtzeug das Impress 2+ M wiegt laut Datenblatt stolze 7 kg, wobei ich mal meine gebrochene Carbonfußplatte gegen eine 10 mm Holzplatte austauschen musste (Das Carbonding war mir zu teuer und 150 g mehr oder weniger waren auch schon egal). Dazu hatte ich eine etwas überdimensionierte Rettung Blitz XL (bis 150 kg) mit 2,7 kg. Zunächst wollte ich nur das alte Gurtzeug gegen ein Skywalk Range M (2,1 kg ohne Karabiner (63g das Paar)) austauschen, hab dann aber einsehen müssen, dass meine Rettung erstens nie und nimmer in den Rettungscontainer reinpasst und zudem auch etwas zu groß für mich ist. Daher habe ich mich auch noch für eine relativ günstige Kreuzkappe (die Q2/120) mit 1,45 kg und wesentlich kleinerem Packmaß entschieden. Doch selbst diese in dieses Minifach reinzubekommen ist ein absoluter Kraftakt. Auch Skywalk hat wohl eingesehen, dass die erste Version des Retterfaches zu klein/dehnungsresistent ist und verbaut in der neueren Versionen ein Fach, dass zwar die gleichen Maße besitzt, sich aber leichter dehnt. Telefonisch wurde mir versprochen, falls ich die Schnüre für den Verschluss abreiße, bekomme ich ein neues Fach. Mal sehen was beim nächsten Retter packen passiert :-)
Alleine der Entscheidungsprozess welche neue Rettung ich nehmen soll (da könnte man Doktorarbeiten darüber schreiben) und ob ich das ganze Paket so nehme, hat einiges an Zeit in Anspruch genommen.
Letztlich hab ich mich dafür entschieden und es bisher nicht bereut. Das Packerl hat inclusive dem Hike 80l ein Gewicht von (6,7kg Schirm + 2,1kg Gurtzeug + 1,45kg Rettung + 580g Rucksack + 66g Karabiner) knapp 11 kg, dazu noch mein Vario und und und. Also knapp daneben. Sollte ich irgendwann mal auf den Eps 8 (27er mit 5,15kg) oder einen Iota (26er mit 4,85 kg) wechseln, dann sind auch die 10 kg erreicht. Wenn ich allerdings meinen Hasen lieb frage bekomme ich auch jetzt schon einen Leichtschirm mit ihrem Alpha 5 23, der auch nur 4,7 kg wiegt und im erweiterten Gewichtsbereich bis 100 kg geht (uiuiui das war knapp). 
Nach dieser ganzen Zahlenorgie nun aber auch was zum neuen Gurtzeug und meinen bisherigen Erfahrungen. Die fehlenden Kilos merke ich schon deutlich. An einem der letzten thermikverwöhnten Herbsttage konnte ich bei relativ viel Wind die neue Kombination noch mal testen. Mein Schirm ist etwas träger geworden. So muss es sich in etwa angefühlt haben, als ich ihn neu gekauft habe und zu der Zeit in etwa gleich viel weniger gewogen habe. Vielleicht lag's aber auch am Wind :-)
Das Anlegen des Gurtzeuges erledigt man lieber als Einsteigen, denn die vielen Schlaufen (u.a. vom Frontrettungscontainer) will man nicht jedes mal aus dem Karabiner raus und reinmachen. Besser man steigt von oben in das Gurtzeug ein und zieht es sich über. Dabei muss man gerade im Winter mit dicker Jacke das Ganze ein wenig nach oben fummeln, da die Schultergurte nicht beliebig weit einstellbar sind. Unangenehm wenn's einem dabei die Zwiebeltaktik zwischen Hose und Jacke einen Tick zu weit auseinander fleddert. Ebenso muss beim Einstieg mit dem Fuß genau gezielt werden. Die Frontrettung macht einem das nicht gerade einfacher. Zwei mal schon habe ich die Beinsackschnüre unter den Beinen gehabt. Besser man öffnet nur diese und schließt sie nach dem Einstieg wieder. Ansonsten macht das Sitzbrettlose Gurtzeug einen recht bequemen Eindruck. Evtl. muss ich am Fußbrettabstand noch etwas schrauben, damit die nicht verstellbaren Gurte zwischen den Beinen etwas weniger drücken. Wie schon von vielen berichtet ist das Cockpit recht nahe am Gesicht, was mich aber nicht stört und keinen nachteiligen Einfluss auf die Ablesbarkeit meines Varios hat. Für ein Sitzbrettloses Gurtzeug fliegt es sich recht angenehm (mein erstes), wobei für eine Effektive Gewichtssteuerung man sich seitlich am Karabiner vorbeischieben soll. Das muss ich demnächst noch mal ausgiebig testen. Auch stört mich der Frontretter viel weniger als ich gedacht hätte (bis auf's Einsteingen ins Gurtzeug). So wird er optisch vom Cockpit verdeckt und liegt durch die Spannung des Beinsackes nirgendwo auf.
Last but not least muss natürlich noch die generelle Problematik mit dem Luft-Protektor angesprochen werden. Dieser schützt natürlich bei diesem Gurtzeug beim Startvorgang noch nicht sonderlich. Schöner wäre ein bereits vorgefüllter Protektor, der durch ein paar biegsame Stäbchen sich beim Auspacken selbst aufbläst. Evtl. lässt sich so was nachrüsten. Abgesehen davon hat das Gurtzeug sehr gute Noten im Teststand bekommen. Ein Absoluter Traum ist auch das Packmaß des Gurtzeuges, selbst mit Retter erinnert mich das an meinen alten Turnbeutel.  

Und was war sonst noch so im letzten halben Jahr?

Tandempassagiere die stärkere Thermikflüge vertragen scheinen rar gesäht zu sein. Umso schöner wenn's einen mit dem glücklichen Ikarus gleich mal 1000m nach oben beamt. Ja was nun anfangen mit der Höhe, dazu noch Ostwind, der nur ein klitzekleines Startfenster am Kandel zugelassen hatte. Ab nach Hause fliegen! Doch auf halbem Wege kamen mir dann doch bedenken wegen der längeren Rückfahrt, sodass wir umkehrten, aber leider den offiziellen Landeplatz bei Waldkirch nicht mehr erreicht haben.
Das Highlight des Spätsommer war definitiv mein Flug mit der Speckwurst über dem Wendelstein (Des Hasen und Schreiberlings Hochzeitsberg). Oberhalb der Speckalm am Sudelfeld/Bayrischzell liegt der relativ kurze und steile West-Startplatz des Vogelsang. Ein Stück weiter oben kann man auch nach Norden ins Sudelfeld starten und dann nach Westen abbiegen. Der Hang trägt meist erst durch den Sonnenstand ab Nachmittag und ermöglicht auch spät abends wunderschöne sanfte Flüge.
Ebenso beeindruckend waren ein paar Flüge bei und eine Landung IN (!) Interlaken. Fliegerisch im technischen Sinne war das verlängerte Wochenende dort nicht gerade ergiebig, aber alleine schon die Landung mitten in Interlaken auf einer ungewöhnlich großen Wiese vis-á-vis vom Hotel Viktoria direkt neben der Innenstadt ist es wert dort hinzufahren.

Eine Location die von den hiesigen Tandemunternehmen für Heerscharen an Asiaten und Amerikanern gerne genutzt wird. Ebenso wie diese habe auch ich den hoch aufragenden "Schandfleck" (in der Mitte des Bildes) der Stadt genutzt um den Leuten in der oberen Etage (ein Kaffee) mit dem Flügel, wie auch im swing-by mit der Hand zu winken.
Ein weiteres Highlight war sicherlich mein Flug über Freiburg Ende September. Hätte nicht gedacht dass zu dieser Jahreszeit so was noch geht. Eigentlich sah es überhaupt nicht danach aus, viele Wolken und wenig Sonne am Kandel, daher ging's nicht sehr hoch. Auf 1400 m angekommen sah ich über dem Glottertal jemanden in der Thermik kreiseln. Also gut, wenn's da geht (im Rheintal war's komplett blau) nix wie hin. Zwei drei Bärte weiter kamen die Windkrafträder vom Rosskopf näher und die Höhe reichte locker um über Freiburg Wiehre zu gleiten. Über Günterstal wurde es leider immer schattiger und sehr zäh nach oben zu kommen. Auch wenn ich bisher vom Schauinsland noch nicht geflogen bin (eine Schande! nach so vielen Jahren hier), seinen offiziellen Landeplatz kenne ich nun immerhin.
Auf jeden Fall auch noch erwähnenswert finde ich einen längeren Soringflug am Kreuzberg (Nordstartplatz) in der Rhön. Bisher war es mir an dem "Hügel" (sorry seit dem ich im Südschwarzwald bin sind die Heimatberge nur noch Hügel, selbst der heilige Kreuzberg) nicht vergönnt mal länger zu fliegen. Ansonsten gab es noch zwei Kurzurlaube mit viel hike and fly im Herbst (Bregenzer Wald) bzw. über Silvester (St. Johann im Pongau), bei der auch der Tandem nicht zu knapp zum Einsatz kam. Insgesamt bin ich erstaunt wie häufig ich letztes Jahr trotz Nachwuchs fliegen konnte/durfte. Ein Dank dafür an meinen Hasen und die Maus.





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