Mittwoch, 9. Mai 2012

Absaufen

Zuerst ein Nachtrag zum letzten Eintrag, der unbedingt noch nachgereicht werden muss. Ohne das Krümelchen und seinen Keks wäre das nix geworden mit meinem Papa und dem Tandemflug. Muchas gracias !

Nein, absaufen hat nichts mit alkoholischen Getränken zu tun. Der von Aufwinden (Thermik, Prallhangaufwind) abhängige Flieger (Gleitschirm-, Drachen- und Segelflieger) bezeichnet das Ausbleiben von Aufwinden und die damit anstehende Landung liebevoll als "absaufen". Dabei ist es eigentlich egal ob dies dadurch Zustande kommt, dass man sich in einem Fluggebiet noch nicht auskennt (siehe meine Baumlandung), eine aufziehende Wolkendecke die Thermik "ausknipst", oder von vorne herein nur ein Abgleiter geplant war. Das Resultat ist immer das gleiche. Man steht recht bald wieder am Boden und schaut den Kollegen hinterher, die den rettenden Aufwind doch noch gefunden haben.
Meine letzten drei Absaufer endeten lustiger Weise immer recht genau an der gleichen Stelle: in der Nähe von Simonswald. Den ersten Versuch vom Kandel mal auf Strecke zu gehen hatte ich bereits beschrieben. Die beiden folgenden waren nicht arg viel besser. Den zweiten Versuch startete ich am ersten Mai nachmittags um ca. 16 Uhr. Eigentlich erwartete ich einen klassischen Abgleiter, also Absaufer, bei dem wolkenverhangenen Himmel. Erstaunlicher Weise ging es aber gleich nach dem Start doch recht zügig nach oben bis auf ca 1700 m. Da im oberen Elztal die Sonne fast ungehindert schien dachte ich mir: das könnte tatsächlich noch was werden. Also auf nach Osten! Doch an der nächsten Hügelkette direkt oberhalb von Simonswald fing die Bastelei an. Stand doch hier gerade so eben die Sonne an der Bergspitze an. In der Hoffnung weiter Taleinwärts bessere Thermik zu finden, die mich wieder über Grathöhe bringen könnte, lies ich mich mit dem Wind Richtung Kostgefäll versetzen. Kurz davor, nach längerem Kampf mit der schwachen Thermik und vergeblichem warten auf mehr Sonne, war aber Schluss. Die Höhe sank rapide beim Versuch wieder aus dem kleinen Seitental herauszukommen. Bei einer der steilen Wiesen landete ich dann sicher ein und packte meinen Kram zusammen. Da mein Auto diesmal schon am Landeplatz stand (Mfg Nr 1 zum Startplatz, bei den Bedingungen hatte ich es nicht wirklich eilig) brauchte ich nur noch Mfg Nr 2 um diesmal ohne sportliche Betätigung wieder zum Auto zu kommen.
Der bisher letzte Versuch mal weiter als Simonswald zu kommen war, wie die anderen Versuche eigentlich auch, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Letzter Donnerstag, ein Hammertag, man flog bis Tübingen und Heilbronn mit dem Gleitschirm. So wollte ich nach der Arbeit wenigstens auch noch einen kleinen Streckenflug machen. Wenn nur nicht der gesamte südwestliche Schwarzwald und damit der Kandel auch unter einer durch Thermik verursachten, leider aber auch wieder thermikverhindernden zähen Wolkendecke gesteckt hätte (klassisch ausgeknipst). Einen Funken Hoffnung gab es allerdings. Im Rheintal war es überall sonnig und der Höhenwind hatte neben der südlichen auch einen geringen Anteil einer westlichen Komponente (man nennt es auch SSW-Wind). Zudem hätte der Kandel mit sinkender Sonne eh noch ein paar Sonnenstrahlen abbekommen. Um ca. 18:30 Uhr löste sich die Wolke auf und die Thermik sprang noch einmal an. Yippie! Noch 5-10 min Sonnenschein abwarten und verlässlich, aber ordentlich versetzt durch den Südwind, ging es nach oben. Bei 1700 m glaubte ich wieder genügend Höhe zu haben um einen kleinen Ausflug wagen zu können. Leider wieder verwählt. Diesmal gings am Hörnleberg auf Thermiksuche der mir aber nur mitteilte: kein Anschluss unter dieser Nummer. Kurze Zeit später stand ich auf der gleichen Wiese wie beim ersten Versuch. Durch zwei verschiedene Mfgs wurde mir diesmal nur die Hälfte des Weges zu Fuss erspart. Das war mir aber ganz recht so, dürfte ich doch an meiner "fettnes" noch etwas arbeiten.
Einen ganzen Eintrag könnte ich noch dem verregneten, kühlen und verblasenen Osterwochenende widmen. Da seit dem aber schon wieder so viel passiert ist verblasst die Erinnerung daran so langsam. Mein Plan war gewesen am Wittelsbacher Turm fliegen zu gehen. Der Wind hatte sogar am Ostersamstag ein Einsehen mit meiner Flugsucht und gewährte mir nach Durchgang einer der vielen Fronten (sogar noch mal mit Graupelschauern) und kurz vor dem Sonnenuntergang ein Flugfenster. Der erste Flug war . . naja. . . Rodeo beschreibt es ganz gut. Der zweite dagegen war lammfromm und immerhin ca 1 Stunde lang. Zwischendurch wäre ich fast mal abgesoffen. Ein winziger Bereich rechts vor dem Startplatz, der bei dem etwas ungünstig anstehenden NW-Wind besser ausgerichtet ist, bewahrte mich davor landen gehen zu müssen. Ostersonntag nachmittags hoffte ich auf etwas mehr thermische Unterstützung. Der Wind war zwar schwächer als am Abend zuvor und immer noch mit deutlich westlicher Komponente, aber während einer der wenigen sonnigen Abschnitte ging doch für ca eine halbe Stunde noch was, wenn auch nur lokal und nicht streckentauglich.
Schrieb ich noch in einer der letzten Einträge was von dem kleinen Startplatz, so hat sich seit meinem letzten Besuch einiges am Wittelsbacher Turm getan. Durch massive Erdaufschüttung hat sich der Startbereich nun glatt verdreifacht. Respekt Jungs!
Ich hoffe die Stadt Bad Kissingen erkennt den Nutzen auch und macht euch keine Probleme mit der Genehmigung.
Eine Woche später. Ein erneutes Gastspiel im Frankenland. Diesmal mit schönstem Nordostwind, zu dem es aber leider in der näheren Umgebung von Bad Kissingen einfach kein brauchbares Gelände gibt (Ok Kreuzberg ginge, aber nicht bei dem Wind!). Daher packten wir beide nur die Groundhandlingstüten ein und stellten uns bei Garitz auf die breite Hangwiese.
 Kaum aufgezogen, schon bekamen wir Besuch. Das mit dem wilden Groudhandling auf irgendwelchen Wiesen ist ja immer so eine Sache. Es kann gut sein, dass der Bauer nicht viel von unserem herumgeturne auf seinem Grundstück hält. Deshalb versuchten wir uns auf den schmalen Weg zu beschränken, was bei wechselnden Windrichtungen und -stärken mal gut und weniger gut gelang. Allerdings hielt sich der Flurschaden bei dem kurzen Gras in Grenzen. Der Besuch war diesmal von der eigenen Fraktion, mit allerlei Ausrüstung: ein Speedflyer, eine Lenkmatte für die Freundin und ein feines Schirmchen fürs Groundhandling (Nova RA in S). Diesen doch eher etwas anspruchsvolleren Schirm durfte ich auch ein wenig ausprobieren und... wow ! der hat Leistung, selbst bei der massiven Überladung. Ein feines Handling hat er allemal. Hat Spaß gemacht. Hätte ich ein Seil und meine Schleppklinke dabei gehabt, hätte ich's wohl nicht lassen können :-) Die lange Waldkante hätte sicherlich getragen und diese Wolken...
Vielen Dank an die Kissinger.

Und was nun. Das Wochenende rückt näher, mit evtl. schon fliegbaren Bedingungen am Samstag Nachmittag oder, wenn nicht dann eben am Sonntag. Jungs, das Rennen auf den Münstairland-Pokal ist eröffnet. Eventuell schaue ich morgen Abend auch noch mal auf den Kandel.

Mittwoch, 4. April 2012

Genau dafür

.. habe ich den Tandemschein gemacht. Eine Minute Flug mit meinem alten Herrn.

Auch wenn das zunächst recht kurz erscheinen mag, so hat er sich doch riesig gefreut, dass
sein Kindheitstraum doch noch in Erfüllung gegangen ist: Einmal mit einem Stück Stoff einfach abheben.

Lange Zeit sah es leider nicht danach aus, als ob ich noch mal mit ihm fliegen könnte. Jetzt ist er wieder fit und es hat endlich geklappt :-). Die Bedingungen am letzten Sonntag waren für den ersten kurzen Hüpfer perfekt.
Der Arnsberg in der Rhön war mir bisher leider nicht sehr wohl gesonnen. Entweder war es zu schwachwindig, zu sehr von der Seite, oder es war zu viel Wind. Das erste und einzige Mal in den letzten 7 Jahren, bei dem ich sicherlich gut hätte fliegen können, versemmelte ich gleich den ersten Flug und fand mich nach 2 Minuten in 12 Metern Höhe in einer Fichte hängend wieder. Das sollte diesmal aber nicht passieren.
Wir standen Sonntag morgen um 9:15 auf der sehr weitläufigen Startwiese des Arnsberges. Der Wind kam mässig aber konstant direkt den Hang heraufgeweht. Das erleichterte den Startlauf erheblich, denn so mussten wir selbst im Flachen nur 3-4 etwas schnellere Schritte gehen und schon ging's in die Luft. Da die Thermik noch nicht eingesetzt hatte, musste ich mir auch keine Gedanken über Turbulenzen und unser niedriges Startgewicht machen. Großartig genießen und auch ein paar Dinge noch erklären konnte man natürlich bei einer Minute Flug nicht. Nachdem ich meinem Vater beim reinsetzen geholfen hatte, ging's einmal links, einmal rechts um die Kurve und schon kam der Endanflug. Da ich bei meinem etwas fragil wirkenden alten Herrn jegliches Landerisiko ausschließen wollte, gab es bei den Flugvorbereitungen die strikte Anweisung: Füsse hoch und auf dem Allerwertesten landen. Hat er auch brav so gemacht :-) Hätten wir an dem Tag noch länger Zeit gehabt, so wäre später sicherlich noch ein längerer Flug in der Thermik möglich gewesen. Das Wolkenbild sah nach Streckenwetter aus. Für's erste mal war das aber mehr als ausreichend. Mal sehen ob am Osterwochende noch was geht.
Bisher sehen der Freitag und Sonntag einigermassen brauchbar aus. Ich bin wieder Zuhause und hoffe auf den ein oder anderen Flug evtl. am Wittelsbacher Turm. Dieses unscheinbare Nord-Startgelände hat es faustdick hinter den Ohren. An einem schönen Juli abend startete ich noch um 19:30 und ging erst 2 Stunden später landen. Einiges an Streckenpotential hat das Gelände ebenso. Da die kleine Startkuppe (eine Schirmbreite) aber in einer Schneise liegt und am unteren Ende und den Seiten stattliche 20+ m Buchen stehen sollte der Wind relativ genau aus N kommen und auch stetig genug sein, um sicher über die Bäume zu kommen. Der direkt hinter dem Startplatz sich anschließende Außenbewirtungsbereich der Brauerei sorgt bei entsprechendem Wetter für genügend Zuschauer mit den ensprechenden Kommentaren, die den ungeübten Starter schon mal nervös machen können. "Ah, schau, jetzt springt er gleich, ach, doch wieder nicht".
 Ist man dann mal in der Luft und sicher über den Bäumen wird sogleich nach links abgebogen. Zu weit sollte man sich vor allem bei NNO-Wind aber nicht nach links versetzen lassen. Spätestens dort wo bis zur Saale nur noch Bäume stehen sollte man den Wendepunkt setzen, sonst wird es schwierig und es bleibt nicht mehr viel Abstand zu den Bäumen im Kampf gegen den Wind. Die dhv-Geländedatenbank beschreibt auch einen "Toplandeplatz". Von diesem würde ich aber dringend abraten, da er direkt hinter der Kante umgeben von vielen hohen Bäumen und dem Turm liegt. Sollte der Wind mich tatsächlich mal über die Kante spülen würde ich lieber in den Bäumen landen, als in dieser fiesen Leefalle einzubomben. Das erscheint mir um einiges sicherer.