Montag, 1. April 2013

Winter mach dich vom Acker!

Ob's noch mal Frühling wird? Die Profiwetterfrösche sagen ja, dass dieses Wetter nichts ungewöhnliches sei, doch gefühlt geht dieser Winter gleich in den nächsten über. Denn der nächste Schwall kalter Luft aus Russland macht sich schon mal reisefertig um uns auch in dieser Woche ein treuer Begleiter zu sein. Sei's drum. Fliegen kann man auch im Winter.
Freitag Abend 05.04.2013, Die Kaltluftschaufel in Aktion.

Nun bin ich ja schon eine Weile am Kandel unterwegs. Langweilig wird's aber nie, da die Umgebung noch so einige Entdeckungen bereit hält (Anm. d. Red.: Burgen und Schlösser!). So bin ich am Donnerstag vorletzter Woche entgegen der üblichen Pfade mal Richtung Denzlingen geflogen.  Die Hügel werden in diese Richtung immer niedriger und dementsprechend unsicherer werden auch die Thermikquellen. So musste ich mit recht wenig Resthöhe den Rückflug zum Landeplatz antreten und schaffte es gerade noch so auf der Nebenwiese einzulanden.

Kurz vor Ostern:
Da das kalte Wetter noch für gute Wintersportbedingungen in den Alpen sorgte fuhren wir kurz entschlossen für ein paar Tage nach Ischgl.
Ein erster Blick in die Dhv-Geländedatenbank verhieß Startplätze für jede Windrichtung. Bei genauerer Betrachtung wurde allerdings schnell klar, dass nur einer davon im Winter wirklich einfach zu erreichen ist. Als einziger offizieller Startplatz bleibt nur der Pardatschgrat übrig. Er eignet sich für Windrichtungen von W-N. Ein Start geht aber auch mal bei wenig Wind aus allen Richtungen, da man am Rand der steilerwerdenden Piste (schwarze 4) auch bei minimalem Rücken- oder Seitenwind starten kann. Von einem Start von der Idalp sollte man wohl absehen, da dies nicht gerne gesehen wird. Für die drei Tage unseres Aufenthaltes waren zunächst ein schwacher Südwind, dann Nordföhn mit einsetzenden Schneefällen und wieder besseres Wetter mit leichtem Südwind vorrausgesagt. Also nicht gerade die besten Bedingungen um vom Pardatschgrat zu starten. Die meisten Flüge, die ich mir zuvor im Dhv-xc angesehen habe verliefen nach dem gleichen Muster: Nach dem Start das Tal über Ischgl queren und an den nach SO ausgerichteten Hängen versuchen wieder Höhe zu machen. Trotz bestem Sonnenschein um die Mittagszeit ging aber am ersten Tag thermisch mal so garnix. Beim zweiten Flug des ersten Tages war schon deutlich der Südwind zu spüren. Daher ging's mit ein wenig Gerumpel nur nach unten. Tag zwei wurde wegen des Föhns und späterem Schneefall komplett mit Skifahren verbracht. 
Letzter Tag. Hase und Vielflieger würden auch gerne mal abgleiten. Nach Begutachtung des Startplatzes sind beide ebenso überzeugt, dass die Bedingungen nicht schlecht sind. Die folgende Talabfahrt auf frisch präparierter Piste war auch ein Genuss. Bei der zweiten Auffahrt haben alle ihre Säcke dabei. Der Wind kommt leicht seitlich von Hinten. Nach ein paar Startversuchen kommt aber noch jeder von der Piste weg und hat einen schönen Abgleiter. Nun stehe ich alleine da und schaue mir noch mal die seit dem frühen Morgen sich bildenden Thermikwolken an. Sie markierten schön die Bärte, werden allerdings in der Höhe ordentlich vom Hang über's Tal wegversetzt (Leethermik). Also lieber nicht zu hoch kurbeln und mal sehen was so geht. Der vom Pardatschgrat aus gesehen rechte vorgelagerte Hügel mit ordentlich thermikträchtiger Bewaldung zeigte schon mal  was an dem Tag so geht. Mit leicht turbulenten 5 m/s-Bärten war das Startplatzniveau recht bald wieder erreicht. Auch nach dem Sprung über das enge Tal war der Einstieg in den nächsten Bart ein Kinderspiel. Die Entscheidung für die weitere Flugrichtung wurde mir von der beginnenden Abschattung talaufwärts abgenommen. Folglich versuchte ich in Richtung Landeck voran zu kommen. Da auch dort bald wenig bis keine Sonne auf den Hang schien, ging es mit wenigen Ausnahmen dem Talboden entgegen. Kurz vor Kappel setzte dann auch der Talwind merklich ein, sodass ich mich entschied mit dessen Unterstützung wieder zurück nach Ischgl zu kommen. Ein wenig Sonnenschein machte die Rückkehr einfacher, sodass ich mit ca. 100 m über dem Landeplatz ankam. Gerade noch mit ca. 40 km/h unbeschleunigt das Tal hinauf unterwegs verringerte sich fast unmerklich meine Geschwindigkeit auf 20 km/h. Ein Blick auf die Windfahne und die aufziehende Schleierbewölkung machten dann klar was hier los ist. Zwei Tage zuvor bekam ich schon am Startplatz von einem ansässigen Tandemflieger den Rat auf den einsetztenden Südwind zu achten, der wegen des flachen Passes relativ einfach einfließen kann. Zum Glück aber war dieser noch nicht sonderlich stark und führte in der Grenzschicht zwischen Talwind und dem Südwind (womöglich so etwas wie seichter Föhn, da dieser nur am Boden zu merken war) zu keinen schlimmen Turbulenzen. Ca. drei Stunden später schneite es bei schlechter Sicht und lies uns zweifeln, dass man an diesem Tage schon geflogen sei.

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