Sonntag, 23. Juni 2013

Donnerwetter, Testschirm- und Stubaifliegen

Nach dem katastrophal verregneten Mai lag die schwül-warme Suppe jeden Tag ein wenig mehr über uns und wurde von der kräftigen Junisonne zu mächtigen Türmen in den Himmel gehievt. Einige der Wolken geben dazu noch seltsame Grummellaute von sich, aber eigentlich nur deswegen, um uns Fliegern mitzuteilen: Jungs und Mädels ab jetzt lieber unten bleiben!

Da nützt es auch nichts wenn man unter der Woche etwas früher als üblich am Startplatz des Kandel steht, wenn dieser als einziger Fleck weit und breit von einem dieser Ungetüme mit schwarzer Unterkante gekrönt ist.
So komme ich also noch mit einem Fünkchen Hoffnung am Startplatz an und sehe schon die ersten Tropfen auf die Autoscheibe klatschen. Hmm...  zieht vielleicht doch noch weg? Also meinen Kram mal raus legen, zum Glück noch nicht ganz ausgelegt und dann mal warten was so passiert. Ein Mutiger startet noch so in die ersten Regentropfen und steigt sogleich der schwarzen Wand entgegen. Eine Minute später hagelt es mit ordentlich dicken Eisbrocken. Ein Grüppchen Zurückgebliebender sucht Schutz unter zwei Sonnenschirmen. Die zwei Flieger kurbeln weiterhin seelenruhig dem Himmel entgegen. Gut, bei den beiden wird's wohl nicht hageln, aber alleine der Anblick der schwarzen Wolke hätte mich sicherlich zum landen bewegt. Der Hagel geht so langsam in einen intensiven Regenschauer über und mein Schirm und Gurtzeug werden bald auch von unten nass. Also doch wieder ins Auto damit. Nach ca. 20 Min hört der Spuk auf. Wir beobachten den Schauer noch ein wenig, aber auch ungläubig die in weiter Ferne weiterkurbelnden Flieger. Zwischen Freiburg und Waldkirch haut es jetzt ordentlich runter. Da zerreißt der erste Blitz die schaurige Kulisse. Ok Jungs das wars dann wohl, oder? Der Schauer zieht langsam weg und von hinten kommt nichts schlimmes nach. Also gehen wir erst mal einen Kaffee trinken, es ist ja noch früher Abend. Da geht noch was, und wenn's nur für's Schirm trockenfliegen reicht. Dumm nur, dass jetzt auch der Wind mit 10 km/h von hinten kommt. Nach 1,5 h Warterei kommt die Sonne noch mal raus und beschert uns immerhin nicht ganz so schlimmen Rückenwind. Auch wenn der Flug nur aus Saufen bestand war der Weg nach oben mal wieder gut für/gegen die "Fettness".

Ein paar Tage später braut sich über dem Schwarzwald wieder was zusammen. Wir flüchten für's Schirmtesten hinter den Schwarzwald. Das Drama um die startunwillige Ascent-Tüte muss endlich mal beendet werden. Zunächst macht der Hase einen Abgleiter vom Drehkopf mit einem gebrauchten Alpha 5 Größe 23. Das sieht schon mal nicht schlecht aus, ach was, ein Traum im Vergleich zum Ascent. Für weitere Abgleiter wirds allerdings bald zu dunkel überm Feldberg. Also ziehen wir weiter zum Fürstenberg, diesmal an die Nordseite. Dort macht der Hase noch ein paar Vergleichs-Abgleiter mit dem Alpha und ihrem alten Ascent. Auch ich haue mich wahlweise mal mit ihrem Ascent, meinem Eps 6 und dem Nevada 26 den kleinen Hang hinunter. Mehr geht an diesem Tag leider nicht. Einen Tag später, Sonntag, am Kandel geht wieder was. Der Hase macht noch einen letzten Testflug. Nu ises ne klare Sache, der Alpha ist gekauft! Ich kann dem Nevada auch endlich mal die Sporen geben. Nach einem kleinen Klapper weis ich ungefähr was und wie er's will und mache mich erst mal auf ins obere Elztal. Am Hörnleberg finde ich zunächst nichts an der sonst so verlässlichen Thermik-Tankstelle des Sendemastes. Kurz vorm Absaufen kommt mir allerdings die Erleuchtung. Klar, bei NO-Wind kann das dort nix werden. Dafür finde ich am passenden NO-Hang kurz vor Niederwinden noch den rettenden Bart. Am Tafelbühl geht auch noch mal ein schöner Bart ab. Da es überm Kandel und südlicher davon schon recht dunkel aussieht.....
 ...trete ich die Flucht ins Weiß-Blaue nach Norden an. 
 Über Oberwinden kann ich noch mal tanken, finde aber bei Selbig nichts verwertbares und muss kurz darauf einlanden gehen. Schöner Flug und auch ein schönes Schirmchen. Ein nettes Rentier-Pärchen nimmt mich bis Oberwinden mit zurück, wo ich mit der S-Bahn den etwas längeren Rückweg nach Hause antreten kann (Der Hase ist schon Zuhause).

Ein paar Worte noch zum Gradient Nevada 26.
Erst mal ein Dank an die Flugschule Skytec aus Freiburg, die mir diesmal die kleinere Größe des Gradient Nevada zum Testfliegen verliehen hat.
Es ist schon erstaunlich was eine Schirm-Größe ausmachen kann. War der 28er noch so träge, musste ich mich mit dem 26er eigentlich nur in die Kurve legen und schon gings ums Eck. So direkt bin ich das von meinem Eps 6 28 nicht gewohnt, allerdings geht der auch bis 110kg und nicht bis 100kg. Mit meinen ca. 102 kg Gesamtgewicht (mit Schirm + Gurtzeug + sonstiger Kram) lag ich also genau in dem Bereich, der von so vielen guten Streckenpiloten bevorzugt wird. Ich muss sagen, dass ich mich nicht wirklich unwohl oder überfordert gefühlt habe, sonst wäre ich auch kaum weggeflogen. Ein wenig mitteilungsfreudiger als mein Eps ist der Schirm aber schon. Auch merkt man eindeutig im Flug und schon beim Startlauf, dass der Schirm gut belastet war. In ordentlicher Thermik, wie an diesem Tag, macht das Handling richtig Spaß. Dennnoch mag ich das etwas gutmütigere Verhalten meines Eps, auch wenn er nicht ganz so agil ist. Mal sehen ob ich in nächster Zeit auch mal den Mentor 3 oder den Chili in die Finger bekomme. Die beiden sollen ja noch ein wenig anpruchsvoller zu fliegen sein.

Ein paar Tage später.
Mit der Uni Big Band Freiburg machen wir einen Wochenendausflug nach Innsbruck.
Klar, dass ich da meinen Schirm nicht Zuhause liegen lassen kann. Für den Samstag ist ein Gig am Naturfreundehaus am Axamer Lizum geplant. Das Wetter sieht nach Überentwicklung aus und beschert uns auch den ein oder anderen Regenschauer. Zum Glück aber gibt es immer wieder längere Schönwetterphasen, von denen ich eine nutzen kann um nach kurzer Wanderung zur Pfarrachalm von dort aus ins Stubaital abzugleiten. Am gegenüber liegenden Hang scheint gut die Sonne drauf. Der Talwind verbläßt aber leider sofort alle Thermikansätze, nimmt mich aber immerhin bis kurz vor den offiziellen Landeplatz am Elfer mit. Klar, dass ich die letzte Fahrt der Seilbahn um wenige Minuten verpasst habe. Zwei amerikanische Testpiloten (in Dubai lebend) bringen mich auf die verwegene Idee zu Fuß mit meinen ca. 18 kg die 900 Höhenmeter nach oben zu laufen. Den beiden gebe ich ca. 10 Minuten mit ihren leichten Wendegurtzeugen, dann haben sie mich sicherlich abgehängt. Doch dem Suchtstängel sei Dank kann ich mithalten und wir sind zwei Stunden später oben. Die Sonne gibt noch einmal für eine halbe Stunde ein Gastspiel auf den stubaier NW-Hängen, wodurch ich bis knapp an die Innsbrucker CTR vorfliegen kann. Fast pünktlich geht in Mieders der passende Buss bis Innsbruck Hauptbahnhof, von dem es nicht mehr weit bis zum Treffpunkt mit der Band im Stiftskeller ist, dessen Augustiner Dunkles ich zwar wärmstens, aber natürlich nur gut gekühlt empfehlen kann. Ein perfekter Tag geht zu Ende.

Keine Kommentare: