Samstag, 26. Mai 2012

Himmelfahrtskommando

Nun ist Christi Himmelfahrt auch schon wieder vorbei. Wir hatten ein schönes verlängertes Wochenende und Besuch aus Bayreuth mit eigenem Equipment (der Vielflieger) bzw. Tandemflugabsichten (ein altes Ehepaar :-).
Donnerstag Vormittag, ich konnte nicht anders und musste mir, bevor der Besuch eintrudelte, den letzten Schnee dieser Saison auf dem Kandel ansehen.
Da der Wind aber leider stramm aus Ost wehte, war weder am West- noch am Südstartplatz ans fliegen zu denken. Dafür gibt's nun seit Tagen gekühlte Drinks mit original Kandelschnee. Der Freitag war fliegerisch sowieso nicht zu gebrauchen. Samstag morgen dann: Aufstehen um 6:30 Uhr, diesmal sanft ohne Topfdeckelwecker :-). Doch wie sich noch erweisen sollte, war frühes aufstehen tatsächlich angebracht. Der Wind war aus Ost bis Südost vorhergesagt, blieb aber eher auf Ost. Deshalb sollte es in die Vogesen zum Le Drumont gehen. Andere Startplätze im Schwarzwald wären zwar ebenso geeignet gewesen, womöglich sogar noch besser. Blöd nur, dass man dort nur mit einer Jahreskarte fliegen kann. Da fällt die Startplatzentscheidung nicht schwer.
Der Startplatz des Drumont ist mit dem Auto gut erreichbar, bietet auch genügend Platz für einen sicheren Tandemstart, hat aber leider zwei entscheidende Nachteile: 
Der offizielle Landeplatz liegt in einem ost-west ausgerichteten Tal. Um diesen zu erreichen muss man recht zügig nach dem Start rechts abbiegen und über einen unterhalb liegenden Grad fliegen. Anschließend kämpft man dann, wenn man schon tief ist, im totalen Seitenwind und teilweisem Lee gegen den Talwind an um den Landeplatz überhaupt noch zu erreichen. Die zweite Unschönheit betrifft den Startplatz, der am Ende eines Talschlusses liegt. Dort kann der Wind sehr bald zu stark werden, selbst wenn Ausgangs des Tales kaum ein Lüftchen weht. So geschehen am Samstag morgen um 9 Uhr. 
Für den ersten Tandemflug wählte ich den leichteren Passagier, in der Hoffnung später mit dem schwereren immer noch gegen den Wind eine Chance zu haben. Doch schon beim ersten Start ziehe ich lieber Rückwärts auf, da der Wind schon ordentlich ansteht. Bis zum Grat wackelt es ein wenig danach nur noch im Lee der seitlichen Bergflanken. Der Rest ist recht ruhig, was meiner Passagierin aber auch nicht hilft. Sie hat kein Vertrauen ins Material (sagt sie mir nach dem Flug) und hat einfach nur Angst. Durch ruhiges zureden und erklären, warum es gerade wackelt, was ich dagegen unternehme und wo wir jetzt hin fliegen kann ich ihr einiges von ihrer Angst nehmen, sodass sie den Flug fast schon genießen kann. Im Anflug auf die Position (wirklich nur eine leichte Kurve) schüttelt es sie noch mal, bevor wir mit gut eingeteiltem Gegen-, Quer- und Endanflug eine weiche und stehende Bilderbuchlandung auf dem vorgesehenen kleinen Teil der Landewiese hinlegen. Geschafft! Wieder auf dem Boden.
Dass die meisten Piloten nicht viel von einer Landeeinteilung halten, resultiert im Laufe des Tages für die Hälfte in einer "Außenlandung" im verbotenen größeren Teil der Wiese. Zur Verteidigung muss man aber auch sagen , dass die Bedingungen nach 9:30 Uhr nicht ganz einfach waren, ganz zu schweigen von den paar Drachenfliegern, die keine Chance hatten auf dieser kleinen Wiese einzuladen, auf dem größeren Teil aber auch ein paar weniger gekonnte Landungen fabrizierten.
Nachdem die große Tüte eingepackt ist und meiner Passagierin wieder wohler ist (trotzdem Respekt, das du mitgeflogen bist!) schaue ich mal so nach oben. Da kommt der Hase angeflogen, naja eher angeschaukelt. Zunächst denke ich es wäre absichtliches Nicken, stelle aber bald fest, dass wohl eher der auflebende Wind mit seinen Turbulenzen zu diesem Manöver führt. Dazu passt auch, dass sie recht langsam voran kommt. "Na, jetzt aber mal beschleunigen, sonst wird das nichts mehr mit dem Landeplatz", denke ich noch so. Mit doch noch etwas zu viel Resthöhe und leider auch fast gleichzeitig mit zwei anderen Fliegern, kommt sie über dem Landeplatz an und entscheidet sich richtig, indem sie lieber im großen Teil der Wiese sicher aber etwas ungeschickt (Bremse, hm.. wozu braucht man das noch mal?) einlandet. Sofort kommt sie auf uns zugerannt um dem Vielflieger (der steht noch oben) von einem Flug abzuraten. Diesen können wir aber zunächst weder per Funke noch per Handy erreichen. Doch auch ohne Warnung startet er nicht mehr, den der Wind ist keine 30 Minuten nach dem Tandemstart zu stark für einen sicheren Start geworden. Schon für den Hasen war dies kein gemütlicher Start und Flug. Immerhin aber war es lehrreich, da sie nun ihren Beschleuniger noch etwas mehr lieb hat und nach einem ordentlichen Klapper auch weiß, das diese nichts ungewöhnliches sind und sogar mal bei einem Sicherheitstraining trainiert werden könnten.
Wir werden nun vom eigentlich nächsten Tandempassagier abgeholt, nehmen aber nur noch meine kleine Groundhandlingstüte mit zum Startplatz. Doch selbst mit dem kleinen Eps3 in S hebt es mich ordentlich aus, sodass wir bald den Abstieg zum unteren Startplatz, dem Gustiberg, antreten. Unten angekommen sehen wir den Vielflieger in einer Meute von ca. 50 wartenden Piloten auf bessere Bedingungen warten. Doch der Vielflieger hat den Tag schon abgeschrieben und überlässt mir netterweise seinen Schirm und Gurtzeug, mit dem ich in erwartungsgemäss unruhiger Luft (totaler Seitenwind) dem Landeplatz entgegensinke. Am Landeplatz angekommen sehe ich plötzlich wie auf ein Zeichen immer mehr Leute starten, die sich auch noch halten können und sogar ein wenig aufdrehen. Doch auch diesen Fliegern sieht man den Kampf gegen den Seitenwind an, den ein paar Hochleister am längsten gewinnen. Wir machen uns lieber auf den Weg nach Hause, der Grill ruft!
Auch am Sonntag wurde besser gemütlich gefrühstückt, als sich noch mal in den ungemütlichen Ostwind zu stürzen.
An den nächsten Wochenenden sind die fliegerischen Aktivitäten eingestellt. Eventuell geht mal unter der Woche was. Bei der momentan anstehenden Ostwindlage stehen die Zeichen aber auch schlecht für den schnellen Feierabendflug am Kandel.




Sonntag, 20. Mai 2012

Vom Winde verweht

Ein recht turbulentes (mittlerweile) vorletztes Wochenende liegt hinter mir, das eigentlich schon am Donnerstag Abend zuvor begann. Ich machte mich auf den Weg auf den Kandel. Oben angekommen, gähnende Leere, ein Pärchen gibt mir auf seinem Heimweg noch den Tipp: "das hat keinen Sinn, auch am Südstartplatz rauschen für uns die Böen zu heftig durch". Klar, für den Weststartplatz hat das keinen Sinn, aber evtl. könnte man noch ein wenig Groundhandling am Süd betreiben. Ein weiterer Mitstreiter hat die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben und läuft mit mir runter. Es hat zwar ordentliche Böen, aber auf der doch recht weitläufigen Wiese ist das kein Problem.
Kandel Südstartplatz
Nach 10 Minuten aufziehen, rumturnen, ablegen und herumstehen starte ich doch. Der Wind steht mehr auf SSW, daher rechne ich mir auf der linken Seite mehr Chancen aus, den übelsten Leeturbulenzen zu entkommen. So nah wie nötig geht es in Wellen aus auf und ab am Wäldchen vorbei, wobei mich die letzte Welle beruhigender Weise über die Baumwipfel hebt. Das bisschen Höhe braucht es nun auch um sicher im Halbgas über die letzte Kante zu kommen. Der Zeitpunkt, an dem man "draußen" ist, kündigt sich unvermittelt mit dem Einstieg in den Fahrstuhl an: Scotty, beam me up!
Bisher hatte ich immer an dieser Stelle ein wenig zu kämpfen mit den engen und ruppigen Aufwindbereichen. So auch diesmal, wobei die Bereiche größer und verlässlicher waren, sodass ich mich nicht nur halten, sondern sogar überhöhen kann. Trotzdem ist mir die Sache nicht ganz geheuer, bin ich dort bisher noch immer abgesoffen. Dass es ruhigere Flugbedingungen gibt ist klar, hauptsächlich aber habe ich keine Lust im Glottertal stundenlang auf eine Mfg zu warten. Nach ca. 20 Minuten kann ich einen 3 m Bart lange genug ausdrehen um sicher auf der Startwiese einzuachtern. Natürlich blieb mein kleiner Ausflug auf dem Weststartplatz nicht unbemerkt, da bald Besuch mit großen Säcken eintrudelte, der sich alsbald ebenso startbereit macht und mir noch ein paar Tipps fürs Soaring am Kandel Süd gibt. Die Faustregel für "gute" Bedingungen besagt, es bräuchte am Feldberg einen Wind zwischen 50 und 70 km/h. Dann wäre es genau richtig zum soaren hier. Ich staune ungläubig und lasse mir noch eine Geschichte übers Nebelfliegen mit föhnwellenartigem Flug erzählen. Nun starten wir zu dritt und genießen einen der schönsten Flüge am Kandel den ich je hatte. Soaring vom Feinsten mit genügend Muse um den herrlichen Ausblick auf den Schwarzwald, das Rheintal, die Vogesen und auch auf die Alpen genießen zu können.

Zwei Tage später: Samstag, die Front ist gerade so durch und es regnet nicht mehr. Heute wage ich mal was Neues. Da der Wind auf NO steht wäre der Hochblauen einen Versuch Wert.
Um 17 Uhr stehe ich oben und schaue mir den relativ kleinen und nicht ganz so gepflegten Nordstartplatz (im Vergleich zum Kandel, man bin ich verwöhnt) an. Tja, wo war jetzt noch mal der Landeplatz? Ok, irgendwo links hinter dem Kamm. Da müsste ich dann irgendwann drüber um noch zum Landeplatz zu kommen. Nach dem Start sieht es erst mal nach brauchbaren Soaring-Bedingungen aus, doch nach ein paar mal hin und her sinke ich immer tiefer. Also Flucht nach Vorne und Richtung Landeplatz, den man nun immerhin aus der Luft schon sieht. Nach 20 Minuten stehe ich auf der Landewiese, die zwar groß genug ist, aber durch ihre Kuppenform dahinter ein ordentliches Lee erzeugt. Der Bereich vor der Wiese ist ebenfalls nicht zum Landen geeignet, da dieser im Lee eines Waldes steht. Diese Gefahrenbereiche sind aber schon am Startplatz gut erklärt und lassen sich im Normalfall auch meiden. Nachdem mein Kram gepackt ist mache ich mich diesmal mit dem Sack auf den Weg nach oben, zurück zum Auto. Ein netter Herr nimmt mich bis zur Abzweigung mit, den Rest (3 km) muss ich zu Fuß weiter.
Sonntag morgen, herrliches Wetter, Wind immer noch aus NO, allerdings etwas stramm, wo gehts hin? Klar am Weiherkopf war ich noch nicht. Der ist recht schnell zu erreichen. Oben angekommen das gleich Spielchen wie am Tag zuvor, keine Sicht auf den Landeplatz. Egal, der muss irgendwo da unten sein. In der Luft wird es dann wackelig mit mehr Wind aus Ost als vorhergesagt. 20 min später habe ich die Faxen dicke und lande am Parklatz in Spuckweite zum Auto ein. Das nenne ich mal bequem. Nach einem kleinen Umweg finde ich mich rein zufälligerweise wieder am Hochblauen ein. Die Böen, die dort um 15 Uhr durchrauschen sind mir dann doch etwas zu heftig. Eine Stunde später habe ich aber den Eindruck, man könnte es wagen.
Blick vom Hochblauen nach Nord
 Nach dem Start wird allerdings recht schnell klar, dass dieser Eindruck täuschte. Ich bin gut damit beschäftigt die Kappe sauber über mir zu halten. Mit Minimalfahrt und oft halb beschleunigt, soweit ich mich das traue, lasse ich mich seitwärts Richtung Landeplatz versetzen. Ab dem Punkt an dem der Landeplatz gut einsehbar ist kommt dann noch großflächiges Steigen dazu. Ok, das ist wohl der Bereich in dem die Segelflieger, die ich zuvor hab aufsoaren sehen, sich wohl gefühlt haben. Mein Wohlfühlbereich ist es jetzt nicht so ganz, auch deshalb nicht, weil ab 1600 m schon der kontrollierte Luftraum für den Basler Flughafen anfängt. Ab 1430 m hole ich mal die Ohren rein und gehe ins permanente Halbgas. Das wirkt zunächst nur wenig aufstiegsbremsend. Eine Minute später dann bin ich aus dem Aufwindband raus und es geht schneller dem Boden entgegen. Jetzt geht's auch ohne Ohren langsam runter. Den Rest des Fluges achte ich nur noch nicht über den Landeplatz verblasen zu werden und arbeite mich im Gegenwind stehend oder rückachternd auf diesen zu. Kurz vor der Landung will mir die Wiese noch zeigen, was sie an netten Turbulenzen so zu bieten hat und hebt mich noch mal schön an. Fast unbemerkt von mir kommt nun auch auf dem Boden Bewegung ins Spiel. Zwei Lenkmattenbesitzer nähern sich meinem möglichen touch down Punkt um mir beim Einholen des Schirmes am Boden zu helfen. Da der Wind aber am Boden nicht so unangenehm ist "handle" ich noch aus der Wiese raus bis zum Weg. Die beiden sind so nett und nehmen mich wieder mit nach oben. Danke Jungs :-). Eventuell startet oben ja noch einer. Den anwesenden beiden Franzosen mit den kleinen Tüten wäre es zuzutrauen.
Bevor diese aber starten bin ich schon auf dem Weg nach Hause. Für dieses Wochenende reicht's dann auch mit dem Wind. Vom "Himmelfahrtskommando" des gerade vergangenen Wochenendes gibts im nächsten Eintrag mehr.