Samstag, 9. August 2014

Sicherheitstraining

Wir haben es überlebt!
Herrschte vor dem Training doch einige Skepsis ob ein Sicherheitstraining überhaupt sinnvoll sei und man sich denn trauen würde, solch verrückte Dinge mit dem Gleitschirm, wie Klapper ziehen, B-Stall, Steilspirale fliegen ...anzustellen, so war man sich nach dem Training einig, dass man viel über sein Fluggerät und vor allem über sich selbst gelernt hat. Zudem hat es auch noch Spaß gemacht!
Ein Dank an das Team der Flugschule Achensee (diesmal geleitet von Simon Winkler), das uns sehr sympathisch, gut organisiert, kompetent und überzeugend dem sicheren Umgang mit unserem Sportgerät näher gebracht hat. Wir haben garnicht gemerkt, wie uns die Angst genommen wurde. Es trafen sich am Achensee für drei Tage die Thermiktante mit Freund, ihr Fliegerpapa, der Vielflieger, der Hase und Erdaselbst. 




Trotz der schlechten Wetterprognose konnte an zwei von drei Tagen geflogen werden, wobei 7-9 Flüge dabei rum kamen. Der Achensee bietet mit dem Zwölferkopf  nur 521 m Höhendifferenz, was nach erreichen der Trainingsstelle über dem See nicht viel Höhe für Manöver übrig lässt. Wie auch in echten Gefahrensituationen muss bei den Übungen die Resthöhe stetig kontrolliert werden. Hat man dann die wertvolle Höhe (Dreierkarte mit der Gondel: 23 € + 4 € Tages-Landegebühr) durch Schirmdeformationen vernichtet und anschließend noch die volle Kontrolle über sein Gerät, steht mit der Landeeinteilung der nächste Stress an. Reicht es noch bis zur Landewiese, kann ich eine vernünftige Landeeinteilung machen? Immerhin stehen genügend Ausweichs-Wiesen zur Verfügung auf die man einlanden kann, was im Vergleich zum Gardasee z.B. ein großer Vorteil ist. Andererseits ist so viel Höhe wie am Gardasee oder anderen Sicherheitstrainingsgebieten u.U. garnicht notwendig um sich an Flugmanöver heranzutasten. Wer möchte schon 1000 m als Fluganfänger in einem Stück oder auch nur in zig Versuchen runterspiralen. Oft braucht es ein wenig Zeit um Flugfehler zu verstehen und es beim nächsten mal besser zu machen. Ist man durch eine vermurxte Flugfigur mit den Nerven völlig aus der Spur nutzen einem die restlichen vielen Höhenmeter auch nicht mehr viel (zumindest nicht für neue Manöver, für das Wiederherstellen des Normalfluges sicher schon). Daher ist die geringe Arbeitshöhe am Achensee nicht unbedingt nur ein Nachteil. Ein wirklicher Nachteil des Achensees aus Sicht des wasserscheuen Fliegers ist höchstens das kalte Wasser. Geschätzte 16 °C luden uns nicht wirklich ein den Rettungsschirm absichtlich zu ziehen. Ein Teilnehmer des Trainings hat sich aber trotzdem getraut und nicht schlecht gestaunt was seine relativ kleine Rettung für hohe Sinkwerte zulässt. Spätestens beim spritzigen Eintauchen ins Wasser war allen klar, dass das auf einer Wiese richtig weh getan hätte. Nun schaut er sich nach einer größeren Rettung um.
Persönlich gefiel mir die Ausbeute meines zweiten Sicherheitstrainings ganz gut. Mein Ziel, endlich vernünftig SATen zu können, war nach drei Versuchen erreicht, wobei ich im ersten Versuch zu früh zu tief gezogen hatte und dabei einen einwandfreien McTwist verursacht hatte. Dieser endete immerhin diesmal anders als beim letzten Training nicht mehr im Twist (ein Nachteil meines Liegegurtzeuges). Tiefes ziehen in den Full Stall mit ordentlicher Ausleitung beendete das vermurxte Manöver sicher. Im zweiten Versuch kam ich zwar schon in den SAT, allerdings noch mit zu hohen g-Kräften. Tieferes ziehen der Innenbremse war mir durch nur einen "halben Schlag" an der inneren Steuerleine leider nicht möglich. Einen Versuch später mit zusätzlicher ganzer Wicklung um die Hand hatte dann den gewünschten Effekt: Ich rückwärts, mein Schirm vorwärts und die Welt um mich herum im Taumeltanz. Ein Traum und endlos, da mit wenig g-Kräften auszuhalten. Leider hatte ich vom beherzten Ziehen der Steuerleine einen Versuch und Tag zuvor meinen Bizeps schon etwas überlastet, was im dritten Versuch  in einen kolossalen Bizeps-Krampf mündete. Ein Wadenkrampf  ist schon eine üble Angelegenheit, die aber nach spätestens 1 Minute erledigt ist. Dieser Bizeps-Krampf hielt sagenhafte 1,5 h an. Dachte schon ich hätte eine Muskelzerrung. Abgesehen von einer Musterspirale, zwei unbeschleunigten Frontklappern, 3 beschleunigten Seitenklappern mit 50, 75 und 100% Beschleunigung feilte ich noch zwei Versuche lang am Full Stall, der nicht mehr ganz so "deep" und über den "Flyback" sauber ausgeleitet werden sollte.
Was noch fehlt in der Wunschliste wären saubere und hohe "Wingover" für die man je nach Begabung aber leider mehrere Sicherheitstrainings brauchen kann. Vor dem Maneuver hab ich echt Respekt. Mal sehen wie weit ich das mit dem timing nur mit Gewichtssteuerung hin bekomme. Alternativ ergibt sich ein ähnliches Fluggefühl bei der asymmetrischen Spirale, die mir etwas beherrschbarer vorkommt. Schön wäre auch noch ein "crazy chicken" (auch Harz-4-Heli genannt) gewesen, aber völlig Sinnbefreit. Was noch fehlt um endgültig in den Bereich der Akrobatik-Fliegerei einzusteigen wäre der echte Heli und der ultimative Kick mit dem Looping bzw. Infinity. Zum Glück reizt mich das bisher nicht, ich habe dafür die komplett falsche Ausrüstung und auch nicht die Vorraussetzungen mit einem See vor meiner Haustüre, um das etwas sicherer trainieren zu können. Da halt' ich's wie der Schuster und eine weitere Ausrüstung will ich mir auch nicht leisten. Interessanter dagegen wäre mal was am Gewicht meiner Ausrüstung zu tunen.
Die erste Gelegenheit einen Leichtschirm mit noch leichterem Wendegurtzeug zu testen wird sich Mitte August an der Kampenwand und dem Hochgern ergeben. Hier möchte ich von Skywalk den Masala mit dem Flex Wendegurtzeug testen. Wenn das Wetter mitspielt sollten die zusätzlichen 6-7 kg im Gegensatz zu meinen ca. 18 kg ein Traum sein auf dem Wanderweg nach oben.

Samstag, 12. Juli 2014

Einsam, zweisam, Dreisam

Uiuiui lange nichts mehr geschrieben. Lag wohl am zu guten Flugwetter, oder der Fußball-WM. Die übliche Sommer-Dauerregen-Flugpause setzte dieses Jahr nicht Ende Mai, sondern erst Anfang Juli ein. So ist jetzt endlich ein wenig Zeit mal zusammenzufassen, was die letzten Monate fliegerisch so alles passiert ist.

EINSAM:
Einsam ist es im engeren Sinne beim Fliegen schon, doch schwirren an meinem Hausberg bei guten Bedingungen oft so viele Leute in der Luft herum, dass man sich nicht wirklich einsam fühlt. Einen Vorteil hat das Ganze ja auch, den man spätestens beim Verlassen der Wohlfühlzone zu schätzen weis: Thermikanzeiger. Hat man selbst mal zuerst einen guten Bart gefunden, kommen natürlich die anderen Piloten auch angeflogen und setzen sich mit ins gefundene Nest. Es soll sogar Leute geben die einen Bart für sich beanspruchen wollen.
An einem der letzten Wochenenden bin ich mal wieder in der Heimat und es hat Nordwind. Dank der langen Tage komme ich Freitag Abend sogar noch regulär vor Sonnenuntergang zum Start am Wittelsbacher Turm und leider auch recht bald zur Landung. Ein schöner Flug war das aber eh nicht, ganz schön bockig für abends um 21 Uhr. Dafür war der Samstag trotz, oder wahrscheinlich auch wegen häufig bedecktem Himmel richtig gut. Es geht sogar mal auf über 800 m hoch, doch traue ich mich nicht die Höhe für's wegfliegen zu nutzen, da es woanders auch total abgeschattet ist. Beim zweiten Versuch geht trotz häufigeren sonnigen Abschnitten, aber wohl wegen der fortgeschrittenen Zeit, auch nicht mehr. Irgendwann schaffe ich es noch von dem kleinen Hügel auch weg zu fliegen.
An dem verlängerten Pfingstwochenende taugte das Wetter auch nicht schlecht für die Fliegerei, in den Alpen wurden Rekordflüge gemacht. Obwohl eindeutig gute Bedingungen für den Südstartplatz am Kandel vorherrschten, saßen mal wieder fast alle am Weststartplatz und warteten bis man dort auch rausstarten konnte. Was hält die Meute davon ab am Südstartplatz zu starten, obwohl die Windbedingungen eindeutig für diesen und gegen den Weststartplatz sprechen? 
Die paar mal, die ich vom Südstartplatz länger fliegen konnte sind recht selten gewesen. Obwohl eine große Bergflanke perfekt nach Süd ausgerichtet ist, geht dort tief nicht viel und das Absaufrisiko ist hoch. Hat man mal Grathöhe erreicht steht dort aber recht verlässlich ein sehr guter und hoch reichender Bart. Tief rumsuchen ist zudem vom 15 Februar bis 30 Juni wegen der Wanderfalken-Schutzzone auch eingeschränkt. Weitere Gründe den Südstartplatz wie der Teufel das Weihwasser zu meiden sind sein geringes Gefälle und das zu der Zeit hoch stehende Gras, die turbulenten Zonen im tiefen Gleitflug um die Bäume bis man endlich "draußen" ist und letztendlich die bescheidene Wahrscheinlichkeit im Vergleich zum Elztal aus dem Glottertal per Anhalter, oder mit dem Vereinsbus wieder nach oben zu kommen. Mir war das Risiko am Süd abzusaufen aber diesmal egal und die Warterei am West obendrein zu blöd. Und es hat sich gelohnt!  Ein schönes flaches Dreieck mit dem Tafelbühl(Süd) als weitesten Wendepunkt war die Belohnung. Gerade das Ausgraben dort und das nicht ganz einfache Zurückkommen zum Kandel machten den Flug so interessant.

Ein neuer Versuch (von den vielen auch in letzter Zeit) mal aus dem Schwarzwald raus zu kommen endete im Mai wieder frühzeitig auf irgend einer Wiese in der Diaspora (bei Schiltach). Immerhin bescherte mir das mehr oder minder konsequente Fliegen mit dem Wind diesmal ein paar mehr Kilometer als vor zwei Jahren, als ich bei Gutach doch zu stark ans Zurückkommen denken musste und so vergebens gegen den Wind den Flug früher beenden musste. Diesen Fehler wollte ich nicht noch mal machen. Genial für diesen Flug war auch die hoch reichende Thermik, die mich bis auf knapp 2700m empor hob.
Leider verarschten mich die schönen Wolken und verleiteten mich zum Talsprung hinter Elzach. Dort angekommen war vom erhofften Steigen nichts zu finden. Wieder auf Kurs ging's vor und nach Gutach dann aber noch mal schön hoch bis mich - Freudenstadt schon in Sicht - das Glück verlassen hat. Nach drei Mitfahrgelegenheiten (Rentnerpärchen, Besserverdiener mit schickem Schlitten, LKW-Fahrer, ein Dank an alle drei) stand ich bei Waldkirch am Landeplatz. Überhaupt und das muss auch mal gesagt werden wohnen im Schwarzwald richtig nette Leute, die einen verschwitzten Unbekannten mit Monsterrucksack auch gerne per Anhalter mitnehmen. Vielen Dank an alle, die mich in letzter Zeit mitgenommen haben!

Schon im April wollte ich meine persönliche Schallmauer (raus aus dem Schwarzwald) endlich mal durchbrechen. Es gab einen ordentlichen Westwind, der es nicht einfach machte die engen, aber knackigen Bärte vernünftig zu zentrieren. Auf 2000 m angekommen fegte ich im Nu über die Platte Richtung Furtwangen. Dort tief angekommen gab es nur noch schmale ziegenbockige Hausmannskost die mich nur noch bis kurz vor Vöhrenbach trug. Dank einer sehr netten Referendarin aus Emmendingen war ich wenige Minuten nach der Landung schon wieder auf dem Weg zurück nach Waldkirch. Am Landeplatz Heimeck angekommen dann das Schönste vom vom Fliegertage, ein Treffen mit dem jung gebliebenen Fliegerkollegen aus Münster. Wenn älter werden bedeutet solche Flüge wie er hin legen zu können, kann ich's eigentlich kaum erwarten :-)
Ein paar kleinere Flüge am Kandel und am Drehkopf (der Nottagel für NO-O Windlagen) waren auch in den letzten Monaten noch dabei. Letzterer von beiden wartet immer noch darauf, dass ich ihn auch fliegerisch mal verlassen kann. Immerhin konnte ich mich mal knapp ne halbe Stunde an dem kleinen Buckel halten.

ZWEISAM:
Mit dem Tandem in der Luft fühlt es sich in etwa so an wie beim LKW-fahren und in gleicher Weise fehlt es auch ein wenig an "Spitzengeschwindigkeit". Dafür ist es aber auch wesentlich gemütlicher und auch geselliger. Gerade aber wenn's tief im Tal schlecht vorwärts und schneller runter geht als einem lieb ist (böse Falle bei N-NO am Kandel), wünscht man sich bei schon offenem Trimmer noch einen zusätzlichen Beschleuniger. Den müsste dann aber der Passagier treten, äh ne.. keine gute Idee.
Derlei Sorgen waren beim letzten Tandemflug komplett unbegründet. Viel eher machte mir Sorgen, ob meine Passagierin kurz vor dem Start nicht doch wieder abschnallt und den ganz jungen Nachwuchs - beim Papa im Arm und herzergreifend nach Mama weinend - beruhigen muss. Kurz nachdem wir draußen waren soll die Kleine aber wieder friedlich gewesen sein. Der Flug war richtig schön und meine Passagierin meinte sie würde nun verstehen, warum ich etwas seltsam bin, wenn bei schönstem Flugwetter statt fliegen grillen, oder der Badesee angesagt ist. Apropos Flugvirus: Den Hasen hat's an dem Tag auch richtig erwischt, freiwillig und ausdauernd in der Thermik kreiselnd; was Besonderes von unten dabei zusehen zu können. 
Ein Grund warum sich der Hase an diesem Tag in die Thermik gestürzt hat sind wohl auch die längeren Tandemflüge die wir Wochen zuvor gemacht hatten. Da waren ein paar wirklich schöne Flüge dabei, sogar vom Kandel-Süd, bei dem es schon mit dem Solo oft nicht einfach ist hoch zu kommen. 
Weitere Tandemflüge durfte ich mit dem Besuch aus Bayreuth (diesmal mit dem völlig entspannten Gemahl) und dem Aviator machen. Mein Tandem-Flugzeitrekord aus dem letzten Jahr konnte aber nicht geknackt werden. Dafür wagte ich mit genügend Höhe auch mit dem Tandem mal den Sprung an den Hörnleberg und wieder zurück. Der Aviator war begeistert. Leider sind wir dann bei Nordwind gnadenlos abgesoffen.

DREISAM:
Ein Fluss, der durch Freiburg fließt.

VIERSAM:
Ende Juli wagen sich die vier Musketiere: der Hase, der Vielflieger, die Thermiktante (mit Begleitung und Tandem-Papa) und der Poser mit dem Schirm endlich zum Sicherheitstraining an den Achensee.